13. Dezember 2024 Pressemitteilungen Landesverband / Publikationen Gesamtverband / Armut
Studie belegt: Wohnen macht arm

Jeder Fünfte in Brandenburg ist von Armut betroffen. Wohnkosten treffen arme Menschen überdurchschnittlich.

Wohnen macht arm: 512.000 Menschen in Brandenburg sind arm, auch durch hohe Wohnkosten. Jede 5. Person im Land ist damit von Armut betroffen.

Erstmals veröffentlicht der Paritätische eine Berechnung zur Wohnarmut in Deutschland. Die Daten der Paritätischen Forschungsstelle zeigen: Deutlich mehr Menschen als bisher angenommen leben in Armut, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden. Die steigenden Mieten belasten vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional. Viele Haushalte geben inzwischen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus - manche sogar mehr als die Hälfte.

Unter Einbeziehung der Wohnkosten ist in Brandenburg jeder fünfte Mensch von Armut betroffen (20,3 Prozent), rund 512.000 Personen. Das sind 134.000 mehr Armutsbetroffene als nach konventioneller Berechnung. Lässt man die Wohnkosten außen vor, gelten 14,8 Prozent der Brandenburgerinnen und Brandenburger als arm. Im bundesweiten Vergleich landet Brandenburg damit auf Platz 5. Berlin liegt mit einer Armutsquote von 20,8 Prozent leicht unter dem bundesdeutschen Schnitt von 21,2 Prozent.

Viele Mieterinnen und Mieter wohnen seit Jahren in ihrer Wohnung und profitieren von günstigen Verträgen. Bei Neuvermietungen werden dagegen Quadratmeterpreise aufgerufen, die doppelt bis dreifach so hoch sind. Die wohnbezogene Armut wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen, ist deshalb Andreas Kaczynski überzeugt, Vorstand des Paritätischen Landesverbandes Brandenburg: „Wer umziehen muss, trifft auf einen zunehmend überhitzten Wohnungsmarkt. Eine bezahlbare Wohnung zu finden, wird zur Glückslotterie. Längst steigen die Mietpreise auch entlang der Regionalbahnstrecken in weiter von Berlin entfernten Orten.“ Der Anteil von Wohnungen mit Sozialbindung hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als halbiert. Dabei ist Wohnen ein Grundrecht, betont Kaczynski: „Bund und Land sind gefordert, die Mietpreisbremse zu verlängern und vor allem neue (Sozial-)Wohnungen zu bauen. Gerade in dieser Frage versagt Brandenburg eklatant.“  

„Nicht nur erwerbslose Menschen sind von Armut betroffen, sondern besonders Alleinerziehende und Ältere. Der Arbeitslosenverband Brandenburg ist mit Beratungsprojekten, Begegnungsstätten und Tafeln an über 50 Orten im Land Brandenburg präsent, da komme ich viel mit den Menschen ins Gespräch. Gestiegene Mietkosten sind gerade für diejenigen eine Armutsfalle, die wenig oder keine Unterstützungsleistungen erhalten“, sagt Inga-Karina Ackermann, Vorstandsvorsitzende des Arbeitslosenverbandes Deutschland, Landesverband Brandenburg.

Massiv von wohnkostenbereinigter Armut betroffene Gruppen sind:

  • Menschen ab 65 Jahren: 27,1% Armutsquote
  • Junge Erwachsene (18-25 Jahre): 31% Armutsquote
  • Alleinerziehende: 36 % Armutsquote
  • Alleinlebende: 37,6 % Armutsquote (im Rentenalter sogar 41,7 %)
  • Erwerbslose: 61,3 % Armutsquote

 

Information zur Datenerhebung:

Die Studie basiert auf einer Sonderauswertung durch das Statistische Bundesamt. Sie berücksichtigen erstmals die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten (Warmmiete und Strom). Basierend auf den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden die Einkommen um die Wohnkosten bereinigt und so eine Wohnarmuts-Grenze ermittelt. Die konventionelle Armutsschwelle (ohne Berücksichtigung der Wohnkosten) lag im Jahr 2023 für Alleinlebende bei 1.314 Euro. Die wohnkostenbereinigte Armutsschwelle liegt rund 300 Euro niedriger und beträgt für Alleinlebende 1.016 Euro. Die vollständigen Ergebnisse der Studie stellt die Paritätische Forschungsstelle zur Verfügung.

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