600.000 mehr Menschen von Armut betroffen als vor der Pandemie.
Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie 2021 haben sich deutlich auf die Armutsentwicklung ausgewirkt, so die Ergebnisse der heute erschienenen Studie des Paritätischen "Zwischen Pandemie und Inflation. Paritätischer Armutsbericht 2022". 13,8 Millionen Menschen müssen demnach in Deutschland derzeit zu den Armen gerechnet werden, das sind 600.000 mehr als vor der Pandemie. Nach wie vor zeigen Alleinerziehende (41,6 Prozent) und Haushalte mit drei und mehr Kindern (31,6 Prozent) die höchste Armutsbetroffenheit aller Haushaltstypen. Die Armut unter Kindern und Jugendlichen hat mit 20,8% eine neue besorgniserregende Rekordmarke erreicht. Armutshöchststände verzeichnen ebenfalls Rentner*innen (17,9 Prozent), darunter vor allem Frauen.
Im Ländervergleich heben sich vier Bundesländer positiv vom Durchschnitt ab: Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Brandenburg weist zwar bundesweit mit 14,5% die drittniedrigste Armutsquote auf, im Vergleich zu 2020 mit 14,3% (2019: 15,2%) ist sie nur leicht gestiegen, jedoch sind 14,5% noch ein (zu) hoher Wert, zumal die Armutsquote territorial unterschiedlich ist. In bestimmten Regionen, wie in der Prignitz-Oberhavel, beträgt der Wert schon 16,8%. Auch hierzulande sind Alleinerziehende sowie Kinder und Jugendliche deutlich überdurchschnittlich von Armut betroffen.
Angesichts der aktuellen Inflation ist mit einer deutlichen Verschlechterung der Lage zu rechnen. Teilweise sind die Folgen heute schon gravierend. So melden Brandenburger Tafeln völlige Überlastung in einer Situation, in der diese gerade jetzt am meisten gebraucht werden. Aufgrund des durch Inflation und Ukraine Flüchtlingen gestiegenen Andrangs kommen die Tafeln zunehmend öfter an ihre personellen, wirtschaftlichen und logistischen Grenzen. Immer mehr Tafeln schränken deshalb ihre Öffnungszeiten ein oder verhängen einen Aufnahmestopp, auch weil die gespendete Ware nicht für alle reicht. Hier wird dringend finanzielle Unterstützung seitens der Landesregierung benötigt,
Der Paritätische kritisiert, dass die Entlastungsprogramme der Bundesregierung nicht zielgerichtet den Armen helfen und in der Inflation armutspolitisch mehr oder weniger verpuffen. Nur zwei Milliarden Euro des insgesamt 29 Milliarden-Euro-schweren Entlastungspaket seien als gezielte Hilfen ausschließlich einkommensarmen Menschen zugekommen. Der Verband fordert eine schnelle Anhebung der einkommensorientierten fürsorgerischen Leistungen wie Hartz IV, Altersgrundsicherung und Wohngeld. Mittelfristig, so der Paritätische, bedarf es einer offensiven und problemlösenden Armutspolitik mit einer einkommens- und bedarfsorientierten Kindergrundsicherung, einer armutsfesten Mindestrente und einer Mietpreisdämpfungspolitik.
Die Broschüre "Zwischen Pandemie und Inflation. Paritätischer Armutsbericht 2022" finden Sie hier zum Download.

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