22. Januar 2025 Pressemitteilungen Landesverband / Kita, Kinder- u. Jugendhilfe
Neuer „Kita-Sozialindex“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

Betreuungsqualität in Brandenburg sozial gerecht verbessern und Stellenabbau verhindern 

Die Bedingungen in deutschen Kindertagesstätten (Kitas) könnten unterschiedlicher kaum sein. Vor allem Einrichtungen mit vielen sozial benachteiligten Kindern haben oft mit großen Hürden zu kämpfen. Der Paritätische will das ändern und hat den „Kita-Sozialindex“ entwickelt – ein innovatives Instrument zur systematischen Unterstützung von Kitas, in denen Kinder mehr Hilfe brauchen.

Studien zeigen: Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen haben schon im frühen Alter schlechtere Bildungs- und Entwicklungschancen. Bislang gibt es bundesweit keine einheitliche Methodik, die Benachteiligung in ihrer Komplexität hinaus erfasst. Genau hier greift der Kita-Sozialindex des Paritätischen: Er schaut genauer hin, nämlich auf das Haushaltseinkommen, Migrationshintergrund, Gesundheit und die Familienverhältnisse – und zeichnet so ein umfassendes Bild der Lebensrealität von Kindern.

In Brandenburg sinkt die Geburtenzahl seit sieben Jahren kontinuierlich – im Vergleich zu 2016 kamen 2023 gut 25 % weniger Kinder auf die Welt. Gerade angesichts dieses Rückgangs ist der paritätische Sozialindex für Brandenburg ein fundiertes Steuerungsinstrument, so Stefan Manthei, Kinder- und Jugendreferent beim Paritätischen Brandenburg: „Durch den Geburtenrückgang benötigt es perspektivisch entsprechend der gesetzlichen Personalbemessung weniger pädagogische Fachkräfte in den Einrichtungen. Um das bisherige Personal dennoch im System zu halten, kann es mit Hilfe des Sozialindex gezielt für eine bessere Betreuung eingesetzt werden. Das gilt insbesondere für solche Einrichtungen, die von Kindern besucht werden, die einem hohen Benachteiligungsrisiko ausgesetzt sind.“

In Brandenburg werden Benachteiligungsrisiken sowie sozialräumliche Faktoren in der Personalausstattung bisher nicht berücksichtigt – abgesehen von der Sprachförderung. Das zumindest im Ansatz ähnlich ausgerichtete Förderprogramm „KIEZ-Kitas“ fördert lediglich rund sieben Prozent der Einrichtungen im Land (151 von 2032).       

 

Der Kita-Sozialindex

Der Index regt dazu an, vorhandene oder leicht zugängliche sozioökonomische Daten der Kinder systematisch zu nutzen, um Kitas flexibel und bedarfsgerecht zu unterstützen. Gleichzeitig liefert diese Erfassung wertvolle Informationen über die Teilhabe von benachteiligten Kindern und eröffnet neue Perspektiven für die Jugendhilfe. Der Kita-Sozialindex zielt nicht auf die Kompensation einzelner Benachteiligungen ab, sondern schafft die Möglichkeit, soziale Ungleichheiten grundsätzlich anzugehen.

Auf Basis des Kita-Sozialindexes könnten Fördermittel – analog zum Startchancen-Programm für Schulen – gezielt eingesetzt werden, um Kitas mit erhöhtem Bedarf mit ausreichenden Ressourcen auszustatten. Dazu gehören mehr Fachkräfte für kleinere Gruppen, spezialisierte Stellen für Sprachförderung oder Sozialarbeit und eine spürbare Entlastung des Kita-Teams – etwa durch zusätzliches Personal für Verwaltung, Hauswirtschaft oder externe Beratung. Damit wird die Grundlage für eine nachhaltige Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit geschaffen.

Der Kita-Sozialindex (26 Seiten) ist ab sofort hier kostenlos abrufbar. Am 29 Januar 25 informiert das Fachteam des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (Gesamtverband) in einer Online-Veranstaltung über Hintergründe und Details. Es ist eine Anmeldung erforderlich.

Katja Wolf

Referentin Kommunikation
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