Berlin, 13. Dezember 2018 Landesverband / Pressemitteilungen Landesverband / Armut
„Wer sind die Armen in Deutschland?“ - Paritätischer Armutsbericht 2018 mit neuen Erkenntnissen; Armutsquote in Brandenburg leicht sinkend

Potsdam – In dem heute erschienenem Armutsbericht 2018 veröffentlicht der Paritätische neue Ergebnisse bezüglich der Zusammensetzung der Menschen, die in Deutschland zu den Armen gezählt werden.

In Deutschland ist die Armutsquote mit 16,8 Prozent anhaltend hoch. Jede sechste Person ist durchschnittlich von Armut betroffen. Dabei haben sich die Armutsentwicklung und die positive Wirtschaftsentwicklung entkoppelt. Das gleiche gilt für die Zahlen des Arbeitsmarktes. Der Anstieg der Armut erfolgt trotz abnehmender Arbeitslosenquote. Arbeitslos sind lediglich 21,0 Prozent der einkommensarmen Erwachsenen und Migrant*innen. Das bedeutet, die überwiegende Mehrheit der erwachsenen Armen ist berufstätig oder in Rente. Entgegen der landläufigen Meinung verfügen die allermeisten Armen über ein mittleres, viele auch über ein höheres Bildungsniveau. Das führt zwangsläufig zu dem Schluss: Der bisherige Lösungsansatz der Politik, Arbeitslosigkeit und Armut über angemessene Grundsicherungsleistungen zu entkoppeln, würde an der Mehrheit der Armen schlicht vorbeigehen.

Ebenso alarmierend. Die Kinderarmut in Deutschland ist anhaltend hoch. Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Vor allem sind die Alleinerziehenden-Haushalte betroffen. Diese haben die mit Abstand höchste Armutsquote von allen Personengruppen. Die Alleinerziehenden sind überwiegend erwerbstätig.

Hier ist die Politik also nach neuen Lösungen gefragt. „Es bedarf durchgreifender Reformschritte, sei es bei der Grundsicherung, bei Renten, im Umgang mit  Langzeitarbeitslosigkeit, in der Bildung oder im notwendigen Ausbau sozialer Infrastruktur vor Ort. Voraussetzung für all dies ist eine steuerpolitische Umverteilung, der dem Staat die nötigen Einnahmen verschafft.“ fordert der Paritätische in seinem Bericht.

In Brandenburg sank die Armutsgefährdungsquote tendenziell leicht und liegt laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Nach der amtlichen Sozialberichterstattung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder lag Brandenburgs sogenannte Armutsgefährdungsquote gemessen am Bundesdurchschnitt im Jahr 2017 bei 15,0 Prozent (Deutschland: 15,8, West: 15,3, Ost: 17,8).
Der Brandenburger Sozialindikatorensatz 2018 Brandenburg belegt, dass sich der Anteil der Sozialhilfeempfänger über 65 Jahren von 2013 bis 2016 mehr als verdreifacht hat (2013: 0,4%, 2016:1,4 %).
„Der Bericht bestätigt die Befunde der letzten Jahre. Langzeitarbeitslose Menschen und Alleinerziehende sind in besonderer Weise von Armut betroffen. Es ist deshalb zu begrüßen, dass die Landesregierung mit besonderem Engagement das Thema Kinderarmut in den Fokus ihrer Arbeit legt. Beunruhigen muss die hohe Zahl an Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben. Besorgen muss auch die wachsende Zahl an Rentnern, die dauerhaft in der Armutsfalle stecken. Deshalb fordern wir die Schaffung eines eigenen Kinderregelsatzes sowie einer Armutsfesten Grundrente.“ So Andreas Kaczynski, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Landesverbandes Brandenburg.


Die Armutsgefährdungsquote bezeichnet den Anteil der Bevölkerung in Privathaushalten, dessen bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommens geringer als die Armutsgefährdungsschwelle ist. Die Armutsgefährdungsschwelle liegt bei 60 Prozent des bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommens, das in der jeweiligen Region im Mittel erzielt wird.

Der Paritätische Brandenburg ist einer der größten Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Brandenburg. Er setzt sich öffentlich und wirkungsvoll für die Belange benachteiligter Menschen ein. Für Politik und Verwaltung ist der Paritätische Brandenburg auf kommunaler Ebene sowie im Land ein fachkompetenter, kritischer und anerkannter Partner. Unter dem paritätischen Dach sind in Brandenburg über 300 eigenständige, gemeinnützige Organisationen mit mehr als 800 Einrichtungen zusammengeschlossen. Dazu gehören große überregionale Institutionen, kleinere und mittlere regionale Organisationen aber auch lokale Selbsthilfegruppen.
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