Potsdam, 01.11.2017 Publikationen Landesverband / Publikationen Gesamtverband / Kita, Kinder- u. Jugendhilfe, Frauen u. Familie / Jahresbericht
Jahresbericht 2016/2017

Der Jahresbericht des Paritätischen, Landesverband Brandenburg e.V. bietet einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Landesverband, seine innere Struktur, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, über das Leitbild und seine Leistungen für Mitgliedsorganisationen.

Zwei Themen haben uns im ablaufenden Jahr besonders beschäftigt: der wachsende Fachkräftemangel und der um sich greifende Populismus.

Noch vor wenigen Jahren schien der drohende Fachkräftemangel ein zwar erwartbares, aber doch fernes Ereignis. Obgleich in jeder ernsthaften Podiumsdiskussion als böses Omen an die Wand gemalt, blieb die Diskussion vage und ohne Folgen. Inzwischen stecken wir, schneller als gedacht, mittendrin und suchen Antworten auf frei bleibende Ausbildungsplätze, versiegende Bewerbungen, auf einen längst eingetreten Pflegenotstand, dem sich schon bald ein Betreu ungsnotstand etwa in der Jugend- oder Eingliederungshilfe anschließen wird. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Goldstaub, was sich in steigenden Löhnen und einer zunehmenden Personalfluktuation ausdrückt. Der Fachkräftemangel hat sich neben der Unterfinanzierung weiter Bereiche der Sozialwirtschaft zum größten Wirtschaftsrisiko ausgewachsen. Jetzt rächt es sich, dass etwa an der Pflege jahrzehntelang gespart und die aufopferungsvolle Arbeit von Medien und Politik kaputtgeredet wurde. Es rächt sich, dass Kitaerzieherinnen und -erzieher zwar alle Hände voll zu tun haben mit der Zukunft unseres Landes, die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung aber ausbleibt. Schlechte Bezahlung, Schicht- und Wochenendarbeit sind wenig motivierend für junge Menschen, die am Ende ihres Schullebens stehen. Dabei hat gerade unsere Branche so viele interessante und abwechslungsreiche Tätigkeiten zu bieten. Der Einsatz für andere Menschen kann ungemein befriedigend und sinnstiftend sein. Dies müssen wir in Zukunft viel stärker in denVordergrund stellen und natürlich für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Die Zeiten waren dafür nie besser als heute, denn unser gesellschaftlicher Frieden hängt davon ab.

Der ist auch von anderer Seite bedroht. Vor wenigen Wochen hat Deutschland gewählt und eine offen fremdenfeindliche Partei konnte erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder im höchsten deutschen Parlament Platz nehmen. Mit unsäglichen Provokationen wurde und wird in diesem Land seit Jahren Hass gesät. Gezielt werden soziale Netzwerke genutzt, um vielfältigen Rassismus oder absurde Verschwörungstheorien in jeden Haushalt zu transportieren. Dass diese Arbeit nun Früchte trägt, ist Ausdruck einer tief verunsicherten und enttäuschten Wählerschaft, die sich von den „etablierten“ Parteien nicht vertreten sieht. Viele Menschen haben Angst um die eigene Zukunft. Mit der Ankunft hunderttausender Flüchtlinge aus anderen Kulturkreisen wurde diese Sorge zigfach gesteigert. Die Politik, ob in Regierungsverantwortung oder in der Opposition, hat es aus ihrer Sicht nicht vermocht, die nötigen Antworten zu geben.

Der Paritätische steht für Vielfalt und Toleranz. Es war und ist deshalb selbstverständlich, dass der Verband und seine Mitglieder sich den Flüchtlingen zuwenden und diesen Menschen nach monatelanger Flucht und Vertreibung neue Heimat, neue Lebensperspektiven zu geben suchen. Für die Integration der Neubürger wird noch viel Geduld und noch mehr Zeit benötigt, aber Brandenburg und seine Bürgerinnen und Bürger sind auf einem guten Weg. Dass dies so bleibt, ist nicht selbstverständlich. Der Paritätische wird deshalb nicht müde, vor den Folgen der Spaltung unserer Gesellschaft zu warnen. Es ist ein Skandal, dass 20 Prozent aller Kinder in diesem reichen Land die Erfahrung von Armut machen, dass hunderttausende Langzeitarbeitslose auf ein Abstellgleis geschoben werden, von dem es kein Entrinnen gibt, dass viele Vollerwerbstätige jeden Euro umdrehen müssen, während das Vermögen der oberen 10 Prozent in schwindelerregende Höhen steigt. Wer vor sozialem Abstieg Angst hat, keine Sicherheiten in einer sich immer schneller verändernden Welt findet, der wird anfällig für Ressentiments aller Art.

Was der Verband und seine Mitglieder dagegen tun, ist auf den folgenden Seiten facettenreich nachzulesen. Wir kämpfen aus Überzeugung für mehr Teilhabe und Chancengleichheit, denn wir glauben, dass soziale Gerechtigkeit die wichtigste Imprägnierung gegen rechte Rattenfänger ist.

Auszug aus dem Vorwort

Katja Wolf

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